Wie man der KI das Meditieren erklärt...

27.09.2023
Wer ist hier verrückt?

Gegen den immer wieder aufkommenden Gedanken, dass manche mich für verrückt halten könnten, hilft mir noch eine andere Methode: Ich frage mich, wer eigentlich festlegt, was normal und was verrückt ist?

Wenn jemand neben mir 2 Stunden in viel zu schnellem Tempo Runde um Runde dreht und sich dabei total verausgabt, wird auf der Tartanbahn kaum jemand davon Notiz nehmen. Im Leistungssport, aber auch für manchen ambitionierten Hobbysportler gehört es für viele nun mal dazu, dass man über seine Grenzen hinaus geht, sich quälen kann, um immer noch mehr Leistung zu erbringen, noch schneller, besser zu werden. Nicht wenige übertreiben es dabei.
Ich frage mich dann selbst: Ist es wirklich so viel verrückter, entschleunigt im Slow Walk auf der Tartanbahn unterwegs zu sein, als ständig ans Limit zu gehen?

Und dieser Gedanke lässt sich dann wieder gut auf unsere Gesellschaft übertragen:
Ist es wirklich verrückt, wenn man aus dem ständigen Streben nach Wachstum, basierend auf Optimierung und immer höherer Geschwindigkeit, aussteigen möchte, weil man bemerkt, dass diese Geschwindigkeit einem auf Dauer nicht guttut?
Oder ist es nicht verrückt, an einem Wirtschaftssystem festzuhalten, dass unsere Ressourcen ausbeutet und unsere Lebensgrundlagen nachhaltig zerstört, Hauptsache es sprudeln weiter Gewinne?
Vielleicht ist das heutige Normal eigentlich total verrückt?
Vielleicht müssen wir alle wieder lernen langsamer zu gehen… Es muss ja nicht gleich ein Slow Walk sein!

24.09.2023
15 Meter Schatten, eine kleine Wolke und warum es oftmals Sinn macht, Gedanken loszulassen, ohne zu bewerten.
Wie man der KI das Meditieren erklärt...

Nach ungefähr 2/3 der Strecke spenden mir einige Bäume für etwa 15 Meter einen sehr willkommenen Schatten. An heißen Tagen ist es ein wahrer Genuss, aus der prallen Sonne kommend, ganz langsam in den Schatten einzutauchen und über den ganzen Körper die sofort einsetzende Abkühlung zu verspüren! Letzte Woche lag der schattige Bereich wieder wenige Meter vor mir, und ich freute mich schon sehr darauf, gleich in Slow-Motion-Bewegung in diesen einzutauchen. Doch dann schob sich plötzlich eine kleine Wolke vor die Sonne.

Schon im nächsten Augenblick kam etwas Enttäuschung in mir auf, meines kleinen täglichen Highlights beraubt worden zu sein. Vermischt mit Ärger fragte ich mich, warum die blöde Wolke ausgerechnet jetzt vor die Sonne schiebt. Immerhin war ich zu diesem Zeitpunkt schon mindestens zwei Stunden unterwegs und hätte in jedem anderen Augenblick ihren Schatten sehr genossen.
Beim Beobachten der eigenen Gedanken merkt man mit der Zeit immer häufiger, welch absurde Gedanken unser Gehirn auf Grund von alten Mustern und Automatismen kreiert. In diesem Fall war ganz klar: Schatten ist Schatten! Ganz egal wodurch er erzeugt wird. Ich hätte ihn ja einfach genießen können, anstatt enttäuscht und verärgert über die kleine Wolke zu reagieren.

Das Bemerken dieser Gedanken führte mich im nächsten Schritt dazu, diese als irrational und absurd zu bewerten. Das war ja in diesem Fall nicht unbedingt falsch. Doch diese Bewertungen lösten gleich eine Folge von vielen neuen Gedanken aus. Mein innerer Kritiker hat das Feld übernommen. Und dieser Kritiker kann dann manchmal ziemlich hart sein.
Er fragte mich: Über was für belangloses Zeug machst du dir da Gedanken? Merkst du eigentlich, wie irrational deine Gedanken sind? Wolltest du nicht eigentlich ganz konzentriert in der Slow-Walk-Meditation gehen und jetzt denkst du darüber nach, ob die Wolke sich nicht vielleicht zu einem besseren Zeitpunkt vor die Sonne hätte schieben können?

Und wenn ich nicht aufpasse, dann begleiten mich diese Gedanken die nächsten Minuten. Ehe ich mich versehe, trete ich aus dem Schatten wieder in die Sonne und habe nicht eine Sekunde diese kostbare und sehr erfrischende Zeit der Abkühlung genossen.
Spätestens in diesem Augenblick wurde mir aber wirklich bewusst, was es in der Meditation bedeutet, Gedanken loszulassen, ohne diese zu bewerten.

22.09.2023
Mut
Wie man der KI das Meditieren erklärt...

Der Gedanke, was andere von mir denken, ist ein immer wiederkehrendes Gedankenmuster, das ich in unterschiedlichen Abwandlungen bei mir feststellen kann. Ich komme aus einer einfachen, pietistisch geprägten Familie, in der es eine starke Rolle gespielt hat, was die anderen von einem denken, und es lange Kredo war, so wenig wie möglich aus der Rolle zu fallen. Dass ich mich heute getraue, im Slow Walk für mehrere Wochen auf einer Tartanbahn zu gehen, war sicherlich kein Selbstläufer und kostet mich nach wie vor manchmal noch große Überwindung! Das Gedankenmuster, was andere von mir denken, sitzt immer noch tief.

Um dagegen anzukommen, ist es mir als Künstler sicherlich hilfreich, dass es ab einem bestimmten Punkt kaum ein Zurück mehr gibt. Wenn erst einmal das Projekt steht und angekündigt ist, dann muss man als Künstler da auch irgendwie durch, so wie bei dem Fußballspiel neben mir, wo alles in mir geschrien hat, dass ich hier komplett fehl am Platz bin und besser sofort aufhören sollte. Alles Kopfkino, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat.
 
Viele mögen meine Performance für totalen Blödsinn oder verrückt halten. Andere nehmen sie vielleicht auch gar nicht wahr und wieder andere sind total fasziniert. Aber sofern die Personen nicht direkt zum Ausdruck bringen, was sie denken, kann ich es auch nicht wissen. Deshalb brauche ich mir dann auch keine Gedanken dazu machen, was sie darüber denken könnten. Es kostet unglaublich viel Energie, sich darüber Gedanken zu machen. Diese Gedanken lösen wiederum Emotionen, Ängste und Sorgen, aber vielleicht auch Wut und Ärger aus. Ich müsste also auf die Leute zugehen, sie direkt danach fragen, um Klarheit zu bekommen, was in ihnen vor sich geht, wenn sie mich sehen. Während des Slow Walk habe ich dazu keine Möglichkeit, wenn ich keine Unterbrechung möchte.

Also versuche ich den Gedanken, was andere von mir denken, wieder loszulassen und wieder zurück zur Atmung zu kommen. Mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg, aber wenn nicht gleich ein ganzes Fußballteam neben mir steht, gelingt es mittlerweile schon ziemlich gut!

22.09.2023
WORKSHOP - DIE KUNST DER ENTSCHLEUNIGUNG
Wie man der KI das Meditieren erklärt...

Immer donnerstags ab 16:30 Uhr, kann man mit mir eine meditative Slow Walk-Erfahrung auf der Tartanbahn machen. Vorab gebe ich eine kurze Einführung in die Gehmeditation und erkläre, worum es bei dieser besonderen Form der Meditation geht. Eine Atmosphäre der Entschleunigung auf einer Laufbahn, auf der es normalerweise um Geschwindigkeit und Ausdauer anderer Art geht, ist eine Erfahrung, die man einmal gemacht haben sollte!

21.09.2023
Die bisher schwierigsten 20 Minuten meiner Performance
Wie man der KI das Meditieren erklärt...

Zu Beginn des Projekts war ich enttäuscht, dass während der Semesterferien nur wenige Menschen im Stadion der Universität waren. Ich hatte mir vorgestellt, dass neben mir Fußball gespielt, Leichtathletikwettkämpfe stattfinden und Läufer im 100-m-Sprint an mir vorbeirennen würden. Dies wäre zwar für meine Meditation eher ungünstig gewesen, aber ich fand die Vorstellung künstlerisch reizvoll.
Zuvor hatte ich in mehreren Stadien angefragt, aber aufgrund meiner Kameras und Datenschutzbedenken keine Erlaubnis erhalten, mein Projekt über einen Zeitraum von zwei Monaten umzusetzen. Daher war ich sehr dankbar, das Institut für Sport und Bewegungswissenschaften gefunden zu haben, das auch thematisch sehr gut zu meinem Konzept passt und mir erlaubt hat, für 8 Wochen die Laufbahn für meinen Slow Walk zu nutzen. Diese Erlaubnis verdanke ich wohl auch den Semesterferien und dem dadurch stark eingeschränkten Betrieb.
 
Mit dem ruhigen Betrieb im Stadion hatte ich mich jedoch schnell arrangiert, da dies den Slow Walk erheblich erleichterte. Dies zeigte sich an einem regnerischen Montagmorgen.
Ich kam im Stadion an und sah, dass es leer war. Der Regenradar hatte mir angekündigt, dass die Regenwolken in den nächsten 20-30 Minuten vorbeiziehen würden. Ich freute mich, dass ich die Laufbahn an diesem Tag größtenteils für mich haben würde.

In der ersten Stunde war ich tatsächlich alleine. Dann tauchten jedoch am Spielfeldrand die ersten Leute auf. Mehrere Fußbälle wurden auf den Platz gekickt, und immer mehr Menschen versammelten sich, darunter viele in Fußballtrikots und -schuhen.
Ich war überrascht und erschrocken. Ich wusste nichts von dieser Veranstaltung, obwohl ich fast täglich mit den Platzwarten gesprochen hatte. Niemand hatte mir von einer Aktivität auf dem Platz erzählt, und an einem Montagnachmittag hätte ich es am wenigsten erwartet.
 
Irgendwann waren es etwa 40-50 Personen, darunter zwei Fußballmannschaften mit vielen Auswechselspielern und einigen Zuschauern. Dazu kam eine große Lautsprecherbox, die das gesamte Fußballfeld mit Musik beschallte, die zwischen Fitnessstudio und Bierzeltatmosphäre wechselte, also ideale Voraussetzungen für meine Meditation.

Zunächst kam in mir Ärger auf, weil man mir hätte vorher Bescheid geben können, damit ich mich darauf vorbereiten konnte. Doch da ich in der Meditation versuche, meine Gedanken zu beobachten, konnte ich diesen Ärger schnell loslassen. Schließlich hatte ich mir genau so eine Situation ja ursprünglich gewünscht, und jetzt war sie da.

Dennoch ließen mich die Gedanken nicht so schnell los. Die Unsicherheit, die eine unerwartete Situation mit sich bringt, schleicht sich schnell wieder ein. So tauchte bald wieder der Ärger auf, dass man mich hätte informieren können, und ich dann zumindest jemanden dabei haben könnte, der diese visuell beeindruckende Situation gut dokumentiert hätte. Die Gedanken führten von einem zum nächsten, von einer emotionalen Reaktion zur nächsten. 

Die hartnäckigsten Gedanken waren jedoch: Wenn mir niemand vorher Bescheid gesagt hat, hat dann denen überhaupt jemand von meiner Performance erzählt? Wissen die Leute, was ich hier mache? Stört es sie? Was denken sie über mich? Kann ich überhaupt weitermachen?
Meine Unruhe nahm zu, je näher ich der Zielgerade kam, da absehbar war, dass ich auf dieser zwischen Zuschauern und Fußballspielern hindurchgehen musste. Obwohl ich mich bereits seit über 6 Wochen in Gelassenheit übte, schien davon nicht mehr viel übrig zu sein. Meine Muskulatur verkrampfte sich, es war schwieriger, das Gleichgewicht zu halten, und es war praktisch unmöglich geworden, sich nur auf das Gehen und die Atmung zu konzentrieren.

Es macht einen großen Unterschied, ob man eine Performance in einem geschützten Raum oder in der Öffentlichkeit durchführt.
Im Theater oder bei einer Ausstellung sind alle darauf eingestellt, dass außergewöhnliche Aktionen stattfinden können. Die Performer treffen deshalb eher auf ein offenes Publikum. Im öffentlichen Raum gibt es diesen Schutzraum nicht mehr. In den Wochen zuvor hatte ich zwar viele Begegnungen, aber es waren immer nur wenige Menschen. Jetzt musste ich durch eine Menschenmenge gehen, von der vielleicht niemand von meinem Projekt wusste, und das alleine. Das war nicht einfach.

Schließlich konnte ich mich wieder etwas beruhigen.
Ich dachte: Was könnte schon passieren? Das Schlimmste, was passieren könnte, wäre wohl, dass sie mich bitten würden, die Laufbahn zu verlassen, weil sie ein Fußballturnier veranstalten. Vielleicht kämen noch ein paar abfällige Kommentare dazu. Ich wurde allmählich ruhiger und ging in meinem eigenen Tempo durch die Menschenmenge. Es herrschte eine eigenartige Spannung. Ich konnte die meisten Gespräche um mich herum sehr genau verfolgen und hörte in diesen 20-30 Minuten kaum etwas, das auf meine Performance zurückzuführen war, als ob ich unsichtbar wäre. So wie ich versucht habe, ganz bei mir zu bleiben, haben die Zuschauer und Fußballspieler versucht, ganz in ihrem Tun zu bleiben.

Nachdem ich die Ziellinie überquert hatte und das Fußballspiel noch im Gange war, bin ich zu einigen Zuschauern gegangen, um zu erfahren, wie es ihnen ergangen ist.
Es handelte sich um zwei Institute der Universität, die einmal im Jahr ein Fußballspiel gegeneinander austrugen. Sie wussten nichts von meinem Slow Walk-Projekt, da niemand sie darüber informiert hatte. Dennoch hatten sie dezente Hinweise im Stadion auf meine Performance und meine Webseite gefunden, die sie dann recherchiert hatten. Außerdem hatten auch sie sich Sorgen gemacht, dass sie mich stören könnten, was wahrscheinlich dazu führte, dass sie keinerlei Reaktionen auf meinen Slow Walk zeigten und mich in Ruhe ließen. Ich war also doch noch nicht unsichtbar geworden…
Für diese Runde benötigte ich 2 Stunden und 48 Minuten, was im Vergleich zu den meisten anderen Tagen deutlich schneller war.

20.09.2023
Podiumsdiskussion

Am Dienstag, den 19.9. fand die für mich sehr bereichernde Podiumsdiskussion „Wie kann man der KI das Meditieren erklären?“ statt, bei der wir über KI, Achtsamkeit und mein Projekt diskutiert haben. Ich bin sehr gespannt, ob diese wunderbare Runde vielleicht einen kleinen Beitrag dazu leisten konnte, dass wir uns irgendwann „von einer aufmerksamkeitsorientierten Ökonomie hin zu einer achtsamkeitsbasierten Ökonomie wandeln“, wie der KI-Experte Martin Memmel es so wunderschön als eine Art Utopie während der Diskussion formuliert hat.
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal allen Beteiligten ganz herzlich für ihre Teilnahme danken! Ebenso danke ich dem Festival Current und dem Verein YouTransfer für die Unterstützung und Umsetzung!
Hier könnt ihr euch die Podiumsdiskussion anschauen, falls ihr letzte Woche keine Zeit hattet:

18.09.2023
Slow Walk Marathon und Tartanbahn

Bereits vor vier Jahren hatte ich ähnliche Erfahrungen während meines Slow-Walk Marathons Walk in Time gemacht, wie ich sie in den vorherigen Blog-Einträgen beschrieben habe, allerdings fehlte mir damals das Vokabular, um genauer auszudrücken, was in mir vorging. Damals betrachtete ich diesen inneren Prozess auch als etwas sehr persönliches. Meine Ausbildung zum Achtsamkeitslehrer sowie das Studium zahlreicher Bücher und Artikel über Meditation und Achtsamkeit haben mein Verständnis auf diesem Gebiet erheblich vertieft.

Wie zu Beginn erwähnt, handelt es sich um sehr subjektive Erfahrungen, für die es möglicherweise auch ganz andere Erklärungen und Begriffe gibt. Gerade deshalb ist es mir wichtig festzuhalten, dass in den letzten Jahren die Forschung auf diesem Gebiet sehr stark zugenommen hat. Meditation ist nicht mehr nur für Esoteriker oder spirituell Suchende von Interesse, sondern sie ist fest in den wissenschaftlichen Diskurs integriert. Allein zum 8-wöchigen MBSR-Achtsamkeitskurs wurden laut der "Zeit" weltweit mehr als 15.000 Studien durchgeführt, die größtenteils belegen, welche positiven Auswirkungen regelmäßiges Achtsamkeitstraining haben kann.

Die gute Nachricht lautet daher, dass man nicht zwingend acht Wochen lang auf einer Tartanbahn im meditativen Slow-Walk verbringen oder einen Slow-Walk-Marathon absolvieren muss, um spürbare Veränderungen im Alltag zu erfahren. Mit einem kompetenten Lehrer – von denen es glücklicherweise immer mehr gibt – oder durch die Teilnahme an längeren Retreats kann man das Meditieren zweckgemäßer erlernen und mit regelmäßiger Praxis erhebliche Fortschritte erzielen.

Meine Erfahrungen, kombiniert mit den Ergebnissen aus der Forschung sowie den Rückmeldungen der Teilnehmer meiner Kurse, sind aber für mich ein überzeugendes Argument dafür, Kunstprojekte wie dieses umzusetzen, neue künstlerische Perspektiven zu finden und dadurch Menschen anzusprechen, die mit dem Thema bisher noch garnicht in Kontakt gekommen sind.
Ich glaube fest daran, dass wir mit Meditation, Achtsamkeits- und Mitgefühlsübungen wirkungsvolle Werkzeuge in der Hand haben. Sicherlich werden sie nicht alle unsere Probleme lösen, aber sie könnten uns einen neuen Blickwinkel auf viele Dinge eröffnen und dazu beitragen, unser Leben zu entschleunigen. Beides könnte dazu führen, dass wir wieder gesellschaftliche und persönliche Ressourcen finden, um die wirklich wichtigen Herausforderungen zu erkennen und wirksam anzugehen. KI könnte uns dabei helfen, oder alles noch schlimmer machen. Das haben wir selbst in der Hand!

Wie man der KI das Meditieren erklärt...
17.09.2023
6 Wochen Geh-Meditation - Was macht das mit einem?
Wie man der KI das Meditieren erklärt...

Neben dem künstlerischen Werk, der KI und unserem Umgang damit, spielt bei diesem Projekt natürlich auch die eigene Erfahrung eine sehr bedeutende Rolle, die sich bisher jedoch sehr schwierig für mich künstlerisch auswerten und darstellen lässt.
Ich werde deshalb in den letzten Wochen auch öfters gefragt, „Wie geht es dir mit deinem Meditationsprojekt?“ oder „Was macht das mit dir, wenn du täglich meditierend deinen Slow Walk gehst?“
Diese Rundmail ist deshalb für mich eine Möglichkeit darüber zu berichten, welche persönlichen Veränderungen dieses Projekt mit sich bringt.

Kurz zusammengefasst, lässt sich meine eigene Entwicklung vielleicht so beschreiben: Ich werde zunehmend ruhiger und gelassen, meine Sinne schärfen sich und mein Geist wird klarer. Das sind subjektive Wahrnehmungen, die mir allerdings auch von einigen Freunden gespiegelt werden, mit denen ich in den letzten Wochen öfters zu tun hatte. Ich selbst kann das aber auch an folgenden Beispielen festmachen.

Mehr Ruhe und Gelassenheit durch Gleichmut
Die technischen Probleme zur Aufzeichnung der Daten haben sich bis Mitte letzter Woche fortgesetzt. Die ersten 2 Stunden hat alles mehr oder weniger funktioniert, und dann stiegen erste Programme aus, der Computer wurde langsamer, manchmal brach die Datenaufzeichnung wegen Überhitzung einiger Komponenten auch ganz ab.
Ich kann das nun sehr viel besser, mit viel Gleichmut ertragen, als zu Beginn des Projekts. Dabei habe ich in den letzten Wochen gelernt, was der Unterschied zwischen Gleichmut und Gleichgültigkeit ist.
Mit Gleichmut akzeptiere ich, was ich in diesem Moment einfach nicht ändern kann und nehme mich der Probleme erst dann wieder an, wenn sich Möglichkeiten aufgetan haben, diese zu lösen. Bis dahin lasse ich die Dinge gedanklich ruhen.
Solange ich also im Slow-Walk unterwegs bin, kann ich ohnehin keine technischen Probleme lösen, deshalb muss ich mich auch in dieser Zeit nicht gedanklich mit ihnen beschäftigen. Das schafft unglaublich viel Raum für Ruhe und Gelassenheit und lässt sich auf alle anderen Schwierigkeiten, die ein solches Projekt, bzw. das Leben mit sich bringt, übertragen!
Das gelingt mir nicht immer, aber immer öfter! Gleichgültigkeit würde bedeuten, einfach den Kopf in den Sand zu stecken und alles hinzunehmen, innerlich zu resignieren. Davon bin ich weit weg!

Die Sinne schärfen sich
Wenn die Gedanken leiser werden, schärfen sich wieder die Sinne, die in unserem Alltag nach und nach verkümmern, weil wir ihnen in den meisten Fällen viel zu wenig Beachtung schenken.
Neben der Laufbahn sind einige Tennisplätze und ein Weg führt zu anderen Sportanlagen, die trotz Semesterferien noch häufiger benützt werden. Am Anfang habe ich von den Passanten und Tennisspielern nur Stimmgeräusche wahrgenommen, wenn Unterhaltungen stattgefunden haben. Mit der Zeit sind mehr und mehr Wort zu mir durchgedrungen und mittlerweile kann ich ganze Satzteile verstehen.
Auch mein Sehsinn hat sich verändert. Ich habe das Gefühl, Farben ganz anders wahrzunehmen. Und das liegt nicht nur an dem spätsommerlichen, unglaublich schönen Licht am späten Nachmittag, sondern daran, dass ich in meinem Wahrnehmungsvermögen neuen Raum dafür gewonnen habe, dies verarbeiten zu können. Konturen haben eine ganz andere Klarheit und ich sehe zum Beispiel nun nicht mehr nur einen Baum, sondern nehme viele kleine Details und Formen wahr, die mir bisher im Gesamtbild des Baums verborgen geblieben sind.

Der Geist wird klarer
Unser Gehirn produziert am Tag im Schnitt zwischen 60.000 und 80.000 Gedanken. Davon sind je nach Person ein Großteil eher negativ belegt oder sich ständig wiederholende, in leicht unterschiedlichen Varianten auftretende Gedanken.
Wenn die Sorgen, Ängste, Ärger, Verlangen, Wünschen etc. nachlassen und man gegenwärtig ist, dann hat der Verstand ganz andere Kapazitäten sich Herausforderungen anzunehmen.
Ich kann das zum Beispiel daran festmachen, dass ich zuletzt viel schneller Entscheidungen treffen kann und meine Unsicherheiten weniger Raum einnehmen.
Seit meiner Schulzeit gehört auch das Schreiben von Texten zu den Aufgaben, die mir unglaublich schwerfallen und mich viel Zeit kosten. Dazu musste ich wichtige Texte immer lektorieren lassen.
Das Schreiben gehört zwar jetzt immer noch nicht zu meinen Lieblingsaufgaben, aber die Widerstände dagegen sind erheblich kleiner geworden, wodurch ich mittlerweile Worte für etwas finde, die ich mir früher selbst nie zugetraut hätte.

16.09.2023
Podiumsdiskussion: Wie erklärt man der KI das Meditieren?

Am 19. September um 19:00 Uhr findet im Rahmen des Festivals Current eine Podiumsdiskussion zum Thema Wie erklärt man der KI das Meditieren? statt. Expert:innen aus den Bereichen KI, Meditation, Kultur und der Künstler selbst werden gemeinsam untersuchen, ob das Projekt Wie man der KI das Meditieren erklärt… lediglich eine künstlerische Vision ist oder ob tatsächlich Verbindungen zwischen Achtsamkeit, Meditation und KI existieren.

Die Diskussion wird sich unter anderem den folgenden Fragen widmen: Was bedeutet es, wenn eine KI meditiert? Gibt es Parallelen zwischen KI und Meditation, wie beispielsweise das Erkennen von Mustern? Kann man KI zur Selbstreflexion befähigen oder sie dafür trainieren? Und wie können wir angesichts der ständig zunehmenden Geschwindigkeit unseres Alltags und der wachsenden Rolle von KI in unserer Gesellschaft mit diesen Entwicklungen umgehen? Könnte KI sogar die Lösung für viele unserer Probleme sein, wenn wir sie richtig einsetzen und trainieren?

Die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion sind:

  • Dr. Martin Memmel, Leiter des SmartCity Living Lab am Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (DFKI), der die Wechselwirkungen von KI und sozialen Prozessen erforscht.
  • Prof. Dr. Mike Sandbothe, Gründer der überregionalen Kooperationsplattform Achtsame Hochschulen und Geschäftsführer des Erfurter Bildungsunternehmens Achtsam.Digital, der als Professor für Kultur und Medien an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena lehrt.
  • Dr. Eva-Marina Froitzheim, Kuratorin des Kunstmuseum Stuttgart und der KI-Ausstellung "shift“.
  • Daniel Beerstecher, zertifizierter Achtsamkeitslehrer und Künstler des Projekts "Wie man der KI das Meditieren erklärt…"
  • Die Diskussion wird von Adrienne Braun moderiert, einer freien Journalistin, Autorin und Moderatorin, die unter anderem für die Stuttgarter Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Tagesspiegel und Die Deutsche Bühne schreibt und Korrespondentin des Kunstmagazins ART ist.

 

Veranstaltungsinformationen:

Datum: 19.09.2023, 19:00 Uhr

Veranstaltungsort: Palermo Galerie, Bahnhofstraße 14-18, Stuttgart - Bad-Cannstatt

Die Podiumsdiskussion wird auf der Webseite: www.slowwalk.de live gestreamt.

Veranstalter: YouTransfer e.V. in Kooperation mit dem Festival Current und der kulturpolitischen Gesellschaft

 

Wie man der KI das Meditieren erklärt...
15.09.2023
Highway to Hell

An einem der heißesten Tage dieses Jahres mit knappen 30°C und stillstehender Luft im Stadion hörte ich erstmals laute Radiomusik vom Nachbargrundstück, als ich zur Startlinie ging. Das zweite Stück war "Highway to Hell" von ACDC, was mir ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberte. Es gab wohl keinen Song, der gleichzeitig so passend und unpassend in diesem Moment war. Ich erwischte mich dabei, kaum wahrnehmbar zu den bekannten Gitarrenriffs mitzuwippen. Das war dann nicht so gut für das Gleichgewicht, weshalb ich mich lieber wieder auf meinen Atem und das langsame Gehen konzentrierte...

Wie man der KI das Meditieren erklärt...
14.09.2023
Eine Begegnung auf der Laufbahn

Schon als wir die Kameras im Stadion angebracht haben, wurde ich von einem interessierten Läufer  auf unser Tun angesprochen. Ich habe ihm erklärt, dass ich hier ein Kunstprojekt mit dem Titel "Wie man der KI das Meditieren erklärt…" in den nächsten 8 Wochen umsetzen werde und dafür täglich eine Runde im Stadion im meditativen Slow-Walk drehen werde. Er fand das sehr spannend und meinte, dass wir uns dann wohl noch des Öfteren sehen werden, wenn auch er hier manchmal seine Runden dreht. Und so kam es dann auch, und vor oder nach meinem Lauf fand sich dann manchmal kurz Zeit, um zu plaudern. Dabei stellte sich heraus, dass er an der Universität Stuttgart Honorarprofessor für Informatik ist. Außerdem hat er meine Website genau studiert und da er neben mir seine Runden drehte (in ziemlich genau 100-facher Geschwindigkeit, wie er nebenbei berechnet hat), auch genügend Zeit gehabt, über mein künstlerisches Tun nachzudenken. Ich habe ihm meine letzte Rundmail zukommen lassen, um ihn an meinen Gedanken während meines Projekts teilhaben zu lassen, und er mir darauf hin einen äußerst interessanten Artikel aus einem Fachjournal. Erst da wurde mir bewusst, dass es sich bei ihm nicht nur um einen Professor für Informatik handelt, sondern um einen ausgewiesenen KI-Spezialisten und Unternehmensberater auf diesem Gebiet. Letzten Donnerstag war er dann als einziger Teilnehmer meines Workshops da, und wir sind zusammen 50 m im Slow-Walk gegangen, was für ihn nach vielen Tausend Runden in Lauf- Geschwindigkeit eine ganz neue Erfahrung war. Begegnungen dieser Art lassen sich nicht planen. Manchmal muss man als Künstler einfach ins Tun kommen, damit sich so etwas ergibt.

14.09.2023
Kleine, unerwartete Augenblicke können zu wahren Freuden werden 
Wie man der KI das Meditieren erklärt...

Eine plötzliche Wolke, die sich an einem heißen Sommertag vor die Sonne schiebt, eine sanfte Windböe, die eine erfrischende Brise bringt, oder das zauberhafte Spiel des Regens in einer Pfütze. Diese scheinbar unscheinbaren Ereignisse haben das Potenzial, ungeahnte Freude in mir auszulösen, besonders wenn die Gedanken und Emotionen nur noch ein sehr leises Hintergrundrauschen sind.
 
In solchen Augenblicken können alltägliche Kleinigkeiten, die sonst oft übersehen werden, ihre volle Schönheit entfalten. Manche mögen dies von Pilgerreisen, Bergwanderungen oder anderen intensiven Naturerlebnissen kennen, bei denen man besonders präsent ist.

Es ist vergleichbar mit einer Reise in die Wüste, wo auf den ersten Blick scheinbar nichts ist. Doch mit der Zeit beginnen sich Dinge zu zeigen, die wir durch die Reizüberflutung im hektischen Alltag übersehen. Eine zarte Blume, die allen Widrigkeiten der Natur trotzt, oder ein Käfer, der im Sand filigrane Spuren hinterlässt, erhalten in dieser scheinbaren "Leere" eine neue Bedeutung und Dimension, vorausgesetzt, man entwickelt das Bewusstsein dafür. Andernfalls bleibt die Wüste leer und farblos.

Diese Veränderungen spüre ich nicht nur während des Slow Walks, sondern auch in meinem Alltag, der neben diesem Projekt einen Großteil meiner Zeit in Anspruch nimmt. Von morgens um 5:50 Uhr bis abends um 22:30 Uhr ist mein Tag durchgeplant, mit vielen organisatorischen Aufgaben im Zusammenhang mit dem Projekt sowie alltäglichen Erledigungen.

12.09.2023
Andere Läufer und der Atem

Mittlerweile kann ich einige Läufer, die öfter parallel zu mir trainieren, anhand ihrer Atmung und der Schrittgeräusche erkennen, bevor sie mich zum ersten Mal überholt haben.

Wie man der KI das Meditieren erklärt...
12.09.2023
Ein kleiner, sehr gelungener Dokumentarfilm über das Projekt, und wie es dazu gekommen ist…

In der ersten Woche besuchte mich Álvaro García im Stadion, um sich meine Performance live anzuschauen. Ich dachte zuerst, Clair Bötschi, Vorstandsmitglied von YouTransfer, hätte ihn geschickt, um sich um die Technik zu kümmern, die immer wieder Probleme machte. Álvaro ist Kameramann und hat schon viele Events mit Livestreams gefilmt, und er konnte mir tatsächlich einige wertvolle Tipps geben.

Aber er kam nicht aufgrund von Clairs Sorge um mein Projekt, sondern weil er davon auf Facebook gelesen hatte und sofort fasziniert war. Wir unterhielten uns angeregt über Technik und KI, und ich kam auf die Idee, Álvaro zu fragen, ob er noch einmal kommen könnte, um ein paar Aufnahmen für mich zu machen, die ich in den sozialen Medien und zur Dokumentation verwenden könnte. Als Gegenleistung bot ich ihm die kostenlose Teilnahme an einem 8-wöchigen Achtsamkeitstraining im Herbst an.

Álvaro nahm das Angebot sofort an, da er ohnehin schon beschlossen hatte, das Projekt zu filmen. Er hatte mir das damals aber verschwiegen. Bis zuletzt war mir nicht wirklich klar, was er vorhatte. In den Tagen vor dem Dreh sagte er mir nur, dass sein guter Freund Linus Gramm, ein Tontechniker, mitkommen würde, um den Sound zu übernehmen und sich nebenbei in das Handwerk eines Kameramanns einweisen zu lassen. Außerdem wollte er mit mir noch ein kleines Interview vor Ort machen.

Ich ging immer noch von einem kleinen, aber feinen Beitrag für Facebook aus. Erst als die beiden am Donnerstagmorgen mit ihrem vollen Equipment auftauchten, wurde mir klar, dass es sich hier nicht nur um ein paar kleine Aufnahmen aus der Hand handelte, sondern die Jungs sich einiges vorgenommen hatten.

Daraus ist dieser wunderbare kleine, für mich sehr unverhoffte Dokumentarfilm entstanden! Mein herzlicher Dank gilt Álvaro und Linus! Und leider wird Álvaro jetzt wohl auch im nächsten Jahr noch den ein oder anderen Meditationskurs bei mir besuchen müssen, damit ich hoffentlich seinen, für mich niemals zu finanzierenden Einsatz wieder gutmachen kann…

Kamera - Alvaro Garcia & Linus Gramm 
Schnitt & Farbkorrektur - Alvaro Garcia 
Ton & Mischung - Linus Gramm

11.09.2023
Das Kamerateam
Wie man der KI das Meditieren erklärt...
07.09.2023
Wie man der KI das Meditieren erklärt - bei strömendem Regen

Am darauffolgenden Tag hat dann der Dauerregen eingesetzt. Kurz nach dem Start hat er begonnen und kurz vor dem Ziel geendet. Obwohl es mit ca. 21 Grad Celsius da noch nicht wirklich kalt war, bin ich ziemlich durchfroren über die Ziellinie gegangen. Der Körper war an das kühlere Wetter einfach noch nicht gewöhnt.

Temperaturunterschiede von knapp 20 Grad Celsius innerhalb weniger Tage.

Am Montag folgten dann 15 Grad Celsius und viel Regen. Allerdings war ich auf die folgenden kalten Tage besser vorbereitet. Mit langer Unterhose und sehr warmer Outdoor-Kleidung von Vaude ausgerüstet, konnte mir an diesem Tag auch die Kälte nichts anhaben, trotz des Temperatursturzes von knapp 20 Grad Celsius innerhalb von vier Tagen.

07.09.2023
Wie man der KI das Meditieren erklärt - mit starken Windböen

Am Freitag nach dem heißesten Tag kam der Wind, der die Kameras an den Masten zum Zittern und Schwingen brachte. Da der Slow Walk auch eine Gleichgewichtsübung ist, hat mich die ein oder andere Windböe fast aus dem Gleichgewicht gebracht. Entgegengewirkt habe ich dem, indem ich mir vorgestellt habe, mich noch mehr mit dem Standbein auf der Tartanbahn zu verwurzeln, während ich das andere Bein in Slow-Motion-Bewegung nach vorne brachte.

04.09.2023
Die Kunst der Meditation und das Akzeptieren von Hindernissen:

Für viele mag es unmöglich erscheinen, 3-4 Stunden in einem meditativen Slow Walk unterwegs zu sein. Um nicht zu verzweifeln oder gar verrückt zu werden, muss man lernen, aufkommende Gedanken zu beobachten und immer wieder loszulassen, den Fokus zurück auf die Atmung und das langsame Gehen zu lenken. Wenn zum Beispiel der Gedanke aufkommt, dass ich nach einer Stunde „nur“ 130 Meter geschafft habe und dann noch 270 Meter vor mir liegen, dazu ist es noch heiß, man ist müde und der Sonne voll ausgeliefert, dann kann ich diesen Gedanken einfach wieder loslassen, ohne daran zu verzweifeln, dass ich noch 2/3 der Strecke vor mir habe.
Schwierig wurde es jedoch für mich, wenn mir ständig durch den Kopf ging: Funktioniert die Technik noch? Haben die Kameras mich verloren? Was könnte das Problem sein? Wann hat der Techniker wieder Zeit, sich die Sache anzuschauen? Macht das Projekt überhaupt noch Sinn, wenn die Aufzeichnungen nur teilweise und fehlerhaft funktionieren? Wie lässt sich daraus später überhaupt noch ein ausstellbares Kunstwerk machen? Dazu das Wissen, dass das Budget eigentlich schon längst überzogen ist und für mich selbst nicht mehr viel übrig bleiben wird…
Fragen dieser Art, die einem dann durch den Kopf gehen, könnte ich noch endlos aufzählen. Ich hatte ja 3-4 Stunden Zeit, über solche Dinge nachzudenken, wütend zu sein, mich zu ärgern, Angst vor dem Scheitern zu haben, sowohl künstlerisch als auch körperlich. Solche Gedanken machen dann die Meditation unglaublich zäh und schwierig.
 
In unserem Alltag versuchen wir, unangenehme Gedanken und Gefühle zu vermeiden, indem wir uns zum Beispiel mit dem Handy und sozialen Medien ablenken. Ein Gläschen Wein am Feierabend kann uns ebenfalls auf andere Gedanken bringen. Doch Umstände und Herausforderungen wie diese sind vielleicht auch der beste Lehrmeister, wenn wir uns ihnen stellen…
In der Meditation bleibt einem nichts anderes übrig, als sich seinen Gedanken zu stellen, sofern man nicht abbricht. Diese negativen Gedanken immer wieder zu bemerken, ohne sie zu bewerten, loszulassen, zur Atmung zurückzukehren und zu akzeptieren, dass nicht immer alles so läuft, wie man es sich vorgestellt hat, die Runde zu Ende zu bringen und sich dann erst Gedanken darüber zu machen, welche Schritte als nächstes gemacht werden müssen, um die Probleme zu beheben. Das musste ich in den letzten Wochen lernen und das war, bzw. ist nicht immer einfach!  Aber ich habe ja auch noch ein paar Wochen Zeit, mich darin zu üben…
 
Die letzten Tage lief die Technik zumindest größtenteils fehlerfrei und ich konnte mich mehr und mehr auf den Slow Walk konzentrieren, was mein Vorhaben ungemein vereinfacht hat. An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei meinem Techniker und Programmierer Fabian Buhl bedanken, der nicht aufgegeben hat und mir immer wieder geholfen hat, Lösungen zu finden, unterstützt von der Firma L-edv!

03.09.2023
KI und Meditation

Aber was hat das Ganze nun mit KI zu tun? Warum sollte man der KI das Meditieren erklären?
In der Meditation lernen wir, unsere Gefühle, Emotionen und Gedanken zu beobachten und nach Möglichkeit wieder loszulassen. Die KI hat (zumindest bisher) keine Emotionen und keine wirklichen Gefühle, auch wenn das uns bestimmte Texte aus den Chatbots manchmal suggerieren mögen. Aber KI erzeugt bei uns Menschen bewusst oder unbewusst Emotionen, Gefühle und Gedanken. Kann man die KI also dahingehend trainieren, dass Sie sich der Emotionen bewusst wird, die sie erzeugt?
Längst ist zum Beispiel erwiesen, dass Fake News für mehr Klicks sorgen, weil sie Emotionen erzeugen. Und mehr Klicks bedeuten größere Verdienste für Facebook, TikTok, X & Co. Und da die Algorithmen auf mehr Klicks und mehr Gewinne ausgelegt sind, haben sie direkten Einfluss auf unsere Gefühlswelt. Populisten machen sich das weltweit mit großen Erfolgen zu Nutze, schüren Ängste und eine wachsende Polarisierung der Gesellschaft, Hass und Wut sind die Folgen.
Mittlerweile gibt z. B. Facebook aber auch an, dass die KI fähig ist, 80 % aller Hasskommentare zu löschen, ehe sie sich überhaupt im Netz verbreiten können. Man hat die KI also dafür trainiert, Hass zu erkennen und dagegen vorzugehen, ohne dass er sich allzu schnell verbreitet.
Für mich stellt sich dann also die Frage, ob man KI dann nicht auch noch ganz andere Dinge trainieren könnte, zum Beispiel Meditation, Achtsamkeit und Mitgefühl?
Das möchte ich gerne von Wissenschaftlern wissen…

Wie man der KI das Meditieren erklärt...
31.08.2023
Wenn die KI und die Technik machen, was sie wollen:

Aus den Erfahrungen mit meinem Slow-Walk-Marathonprojekt Walk in Time, 2019, war mir bewusst, auf was ich mich mit diesem Projekt eingelassen habe. Deshalb wusste ich auch, dass ich körperlich und mental gut vorbereitet war und unter normalen Umständen keine allzu großen Schwierigkeiten mit den Anforderungen des Projekts haben sollte.
Womit ich allerdings weniger gerechnet hatte, waren die technischen Probleme der ersten Wochen, die den täglichen Slow Walk zu einer echten Herausforderung gemacht haben. Die Kameras haben mich nicht so getrackt, wie sie es eigentlich hätten tun sollen. In einigen seltenen Fällen sind sie einfach „fremdgegangen“. Wenn eine/r Läufer/in an mir vorbeigelaufen ist, hat sich die Kamera manchmal entschlossen, die schnellere Person in den Fokus zu nehmen und ihr zu folgen, um dann nach wenigen Metern durch die KI-gesteuerte Gesichtserkennung zu bemerken, dass sie der falschen Person folgt. Da war es allerdings schon zu spät, weil das Trackingsystem der Kameras mich schon aus dem Blickfeld verloren hat und dann das Bild irgendwo auf dem Fußballfeld oder der Laufbahn hängen geblieben ist.
 
Als wir eine Lösung für dieses Problem gefunden haben, kamen die heißen Tage mit Temperaturen bis zu 33 Grad Celsius im Schatten. Ich habe die Temperaturen ganz gut weggesteckt, allerdings war die Technik dafür nicht ausgelegt. Die Internetverbindung ist immer wieder abgestürzt, Programme haben sich aufgehängt, die Daten wurden nur teilweise übertragen und aufgezeichnet, weil das Handy wegen Überhitzung abgeschaltet hat. Ein Access Point und ein Internet-Router mussten defekt ausgetauscht werden.

Wie man der KI das Meditieren erklärt...
31.08.2023
Wie man der KI das Meditieren erklärt - bei 33°C

Das Wetter kann man wohl in den letzten Wochen als sehr wechselhaft bezeichnen, vor allem, wenn man sich diesem konsequent ausgeliefert hat, wie ich. Besonders spürbar waren die Wetterwechsel am Ende der dritten Woche… Am Donnerstagnachmittag hatte es noch 33 Grad Celsius im Schatten, am Montag dann 15 Grad Celsius und Regen. Auch wenn mir die hohen Temperaturen zuvor am meisten Sorgen bereitet haben, ist es mir gelungen, gut damit klarzukommen. Ich habe mich mit Kleidung, Hut und Sonnenschutz gegen die direkte Sonnenstrahlung gewappnet, viel getrunken und wahrscheinlich in der Gehmeditation meine Körperfunktionen auf ein Minimum reduziert. Richtige Läufer, die bei solchen Temperaturen einen Marathon in der gleichen Zeit absolvieren, haben wahrscheinlich mit ganz anderen Herausforderungen zu kämpfen. Beim Slow Walk ist es, wie oben beschrieben, eher eine Kopfsache als eine körperliche Entbehrung.

24.08.2023
EINE KLEINE ANEKDOTEN VOM RAND DER LAUFBAHN: DER PLATZWART

Das Stadion wird von mehreren Platzwarten betreut, die sich um die Anlage kümmern, den Rasen mähen und die Aufsicht über die Sportanlagen haben. Sie sehen also täglich meine Slow-Walk-Performance. Wenn ich komme oder gehe, sitzen sie oft in ihrem Büro, das ich passiere, und wir tauschen noch ein paar freundliche Worte zum Wetter, dem Sportplatz oder meinem Slow-Walk aus. Einer von ihnen hat mir vor kurzem berichtet, dass er versucht hat, selbst einige Meter im Slow Walk zu gehen. Es ist ihm nicht wirklich gelungen. Er konnte das Gleichgewicht nicht halten und ist ins Schwanken gekommen. Bewundernd meinte er, dass ich sehr starke Beine haben muss, um über einen solchen langen Zeitraum immer mein Gleichgewicht zu halten. Ich habe ihm dann erklärt, dass es weniger mit Kraft, als mit Konzentration zu tun hat, ein guter Gleichgewichtsinn erfordert wenig Kraft. Die Schrittgeschwindigkeit passt sich der Atmung an, der Blick ist auf den Boden vor einem gerichtet. Dann hat er bemerkt, dass man für den Slow Walk im Kopf wohl dann ziemlich ruhig bleiben muss und das wohl die größte Herausforderung bei diesem Projekt ist…
Gespräche wie dieses erfreuen mich immer wieder, weil ich merke, dass mein täglicher Slow-Walk etwas mit den Leuten macht. Sie beginnen darüber nachzudenken. Leider bekomme ich es viel zu wenig mit.

Wie man der KI das Meditieren erklärt...
12.08.2023
Eine Kleine Anekdoten vom Rand der Laufbahn: Die Zeichnung

An einem der ersten Tage des Projekts, als die technischen Probleme und erste körperliche Ermüdungserscheinungen sich breitgemacht hatten, fand ich nach dem Zieleinlauf diese Zeichnung einer Sekretärin des Instituts für Sport und Bewegungswissenschaften neben meinem technischen Equipment. Daneben stand der Text: „Vielen Dank für Ihre Inspiration zum Entschleunigen“. Das hat mich in diesem Augenblick unglaublich berührt und mir neue Kraft gegeben, um nicht aufzugeben.

Wie man der KI das Meditieren erklärt...
08.08.2023
SWR Aktuell - Beitrag zum Start der Performance

Zum "Startschuss" kam der SWR vorbei und hat diesen kleinen und schönen Beitrag über die Veranstaltung gemacht. Herzlichen Dank dafür!!

Wie man der KI das Meditieren erklärt...
Wie man der KI das Meditieren erklärt...
Wie man der KI das Meditieren erklärt...
Wie man der KI das Meditieren erklärt...
Wie man der KI das Meditieren erklärt...
Wie man der KI das Meditieren erklärt...
Wie man der KI das Meditieren erklärt...
Wie man der KI das Meditieren erklärt...